
Interview mit Susanne Kern, Dozentin für Analytische Chemie, Petra Huber, Dozentin für Kosmetik und Toxikologie und Steffi Lehmann, Dozentin für Pharmazeutische Technologie und Pharmakologie an der ZHAW
Susanne Kern, Lecturer in Analytical Chemistry, Petra Huber, Lecturer in Cosmetics and Toxicology and Steffi Lehmann, Lecturer in Pharmaceutical Technology and Pharmacology,
ZHAW
Was war der Auslöser für die Entwicklung des neuen CAS „Detergents & Cosmetics“?
Die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) hat in der Vergangenheit gemeinsam mit der SEPAWA Schweiz mehrere Summerschools zu branchenspezifischen Themen durchgeführt. Da diese auf grosses Interesse stiessen, entstand während einer Vorstandssitzung, genauer gesagt beim gemütlichen Zusammensein und einem Gläschen Wein im Anschluss an die Sitzung, die Idee, ein umfassenderes Weiterbildungsangebot zu entwickeln.
Die SEPAWA Schweiz holte daraufhin die SWISS SCC ins Boot, die seit über 20 Jahren in der Nachwuchsförderung im Bereich Cosmetic Science & Technologies tätig ist. In Zusammenarbeit mit der ZHAW und der Haute Ecole Spécialisée de la Suisse Occidentale (HES-SO), der Fachhochschule der Westschweiz, entstand so das Konzept für den neuen CAS-Kurs.
Warum gab es bisher kein vergleichbares Weiterbildungsangebot für Fachkräfte in der Waschmittel- und Kosmetikbranche im DACH-Raum?
Dafür gibt es vermutlich verschiedene Gründe - zum einen die hohe Spezialisierung der für die Branche relevanten Themen und deren Interdisziplinarität, zum anderen die unterschiedlichen Ausrichtungen der einzelnen Branchenmitglieder. Gleichzeitig ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Industrie erforderlich, um eine solche Ausbildung erfolgreich aufzubauen. Die SEPAWA Schweiz hat dafür ihre Kooperation mit der ZHAW intensiviert und gleich zwei ZHAW-Wissenschaftlerinnen in den Vorstand aufgenommen. Und auch im Vorstand der SWISS SCC garantiert eine ZHAW-Dozentin den wissenschaftlichen Austausch mit der Branche.
An wen richtet sich der CAS konkret? Welche Qualifikationen sollten Interessierte mitbringen?
Der Kurs richtet sich an Fachpersonen aus der Detergents- und Kosmetikbranche, die entweder über einen Bachelorabschluss oder mehrjährige Berufserfahrung verfügen und sich vertieft mit der wissenschaftlichen Produktentwicklung sowie mit marktrelevanten und regulatorischen Anforderungen auseinandersetzen möchten.
Welche Perspektiven bietet das Programm für Quereinsteiger*innen z. B. aus der Chemie oder pharmazeutischen Technologie?
Dieser CAS-Kurs soll den Quereinstieg in die Wasch- und Reinigungsmittelindustrie sowie in die Kosmetikindustrie für Personen mit einem Abschluss in einer branchennahen Disziplin erleichtern. Gleichzeitig kann der CAS helfen, das eigene Netzwerk auszubauen, weil verschiedene Industriemitglieder ebenfalls am Unterricht beteiligt sind.
Welche Themen decken die einzelnen Module (Detergents, Cosmetics, Regulatory) ab – und warum wurden diese Schwerpunkte gewählt?
Die drei Module bilden die unterschiedlichen thematischen Schwerpunkte der Branche ab.
Im Modul „Detergents“ liegt der Fokus auf der Entwicklung von Reinigungs- und Waschmitteln. Dabei werden die verschiedenen Inhaltsstoffe dieser Produkte, insbesondere die Tenside, vertieft beleuchtet. Die Entwicklung und Produktion von Reinigungs- und Wachmitteln werden auch anhand praktischer Laborübungen behandelt und durch Einblicke in notwendige Qualitätskontrollen ergänzt.
Berufseinsteigerinnen wie auch langjährige Mitarbeitende erhalten im Modul „Cosmetics“praktische Inputs für eine zukunftsfähige und innovative Kosmetikbranche. Dabei vergleichen wir herkömmliche mit nachhaltigeren und zeiteffizienten Entwicklungs- und Herstellprozessen von Kosmetika. Beim Formulieren messen wir der klassischen Produktqualität einen hohen Stellenwert betreffend prädiktiver Stabilitätsbeurteilungen und Sensorik bei. Spezifische, thematische Brennpunktthemen wie z.B. Auswirkungen des EU Green Deal ergänzen die Lektionen- und Praktikumsprogramme.
Im Modul „Regulatory“ werden die wichtigsten gesetzlichen Grundlagen für die Herstellung, Zulassung und den Verkauf von Produkten in der Branche behandelt.
Welche praktischen Anteile (z. B. Labor, Exkursionen) sind im CAS vorgesehen und wie wichtig sind diese für das Lernen?
Für jedes der Module sind 4 resp. 5 Unterrichtstage in Präsenz vorgesehen. Ungefähr die Hälfte der Präsenzzeit ist für praktische Übungen im Labor vorgesehen. Diese sind zentral für den Lernerfolg, weil sie die Theorie mit der Anwendung verbinden. Sie ermöglichen es den Teilnehmenden, das erworbene Wissen direkt umzusetzen, Zusammenhänge besser zu verstehen und nachhaltiger zu verankern.
Für jedes Modul ist mindestens eine Exkursion zu einem Unternehmen in der Branche geplant.
Welche Rolle spielt anwendungsorientierte Forschung, wie sie z. B. am ICBT (Institut für Chemie und Biotechnologie) und ILGI (Institution für Lebensmittel und Getränkeinnovation) betrieben wird?
Die ZHAW und auch die HES-SO (Partner Hochschule in der französischsprechenden Schweiz) betreiben hauptsächlich anwendungsorientierte Forschung, oft in enger Zusammenarbeit mit Partnern aus der Industrie. Die Theorie zu den Inhalten, welche in einzelnen CAS Modulen behandelt werden, wird anhand von Beispielen aus unserer Forschung vermittelt. Zudem werden verschiedene Industriepartner im CAS unterrichten und mithilfe praktischer Beispiele aufzeigen, wie neue Produkte von Grund auf entwickelt werden.
Welche Bedeutung hat das CAS für die Waschmittel- und Kosmetikindustrie im DACH-Raum?
Der neue CAS-Kurs wird die Attraktivität der Branche im DACH-Raum und in angrenzenden Ländern erhöhen, indem er ein gezieltes und praxisorientiertes Weiterbildungsangebot für Mitarbeitende schafft. Gleichzeitig trägt das CAS-Programm dazu bei, neues Fachpersonal zu gewinnen, denn es erleichtert den Quereinstieg in die Branche.
Wie wird das Thema Nachhaltigkeit – etwa bei toxikologischen Aspekten oder Verpackung – im Programm behandelt?
Das Thema Nachhaltigkeit, das auch innerhalb der SEPAWA-Branche eine zentrale Rolle spielt, wird in allen Modulen aufgegriffen. So werden beispielsweise Nachhaltigkeitsaspekte bei der Auswahl von Verpackungsmaterialien für Waschmittel- und Kosmetikprodukte thematisiert. Auch die Nachhaltigkeit entlang von Rohstoffströmen und Prozessen wird kritisch beleuchtet. Toxikologische Fragestellungen werden zudem im Rahmen praktischer Laborübungen behandelt - beispielsweise anhand von in vitro Tests.
Wie werden zukunftsorientierte Themen wie Künstliche Intelligenz in der Produktentwicklung integriert?
Künstliche Intelligenz (KI) kann bei der Formulierung und Herstellung von kosmetischen Produkten und Waschmitteln zum Einsatz kommen. Wir werden uns den Stand der Technologie in diesem Zusammenhang anschauen und das eine oder andere auf KI-basierende Hilfsmittel für die Entwicklung von Formulierungen ausprobieren.
Wie wird die Kooperation zwischen ZHAW und HES-SO in der Praxis gestaltet?
Die ZHAW und HES-SO arbeiten bei der Gestaltung der Module „Detergents“ und „Regulatory“ zusammen. Zu jedem Modul gehören zwei Blöcke an 2 resp. 3 Tagen Präsenzunterricht, die entweder an der HES-SO in Sion (VS, Schweiz) oder an der ZHAW in Wädenswil (ZH, Schweiz) stattfinden.
Das Modul „Cosmetics“ wird in zwei Blöcken an der ZHAW in Wädenswil durchgeführt.
Warum wurde entschieden, den Kurs jährlich alternierend auf Deutsch und Englisch anzubieten?
Mit der Durchführung in Englisch soll sichergestellt werden, dass einerseits die französischsprachige Schweiz Zugang zum Angebot hat und andererseits auch nicht deutschsprachige Fachpersonen aus dem DACH-Raum und angrenzenden Ländern teilnehmen können. Da die SEPAWA Schweiz auch viele deutschsprachige Mitglieder aufweist, wird der Kurs auch in Deutsch angeboten.
Welche Pläne gibt es für die Weiterentwicklung oder Erweiterung des CAS-Angebots?
Wir können uns vorstellen, in Zukunft die Module thematisch zu erweitern und vielleicht ein 4. Modul anzubieten. Beispielsweise ein Modul, welches primär die Entwicklung und Produktion von Reinigungsmitteln beleuchtet.
Ist angedacht, dieses CAS auch internationaler auszurichten – z. B. für Teilnehmer aus der EU oder Asien?
Teilnehmende aus dem EU Raum sind herzlich willkommen, auch wenn sie kein Deutsch sprechen: dazu wird der CAS Kurs alle zwei Jahre in Englisch durchgeführt. Eine Teilnahme von Fachpersonen aus Asien ist aufwendiger und bei der Diskussion von regulatorischen Aspekten liegt der Fokus auf der Schweiz/Europa. Für die Zukunft planen wir, ausgewählte Unterrichtseinheiten, die nicht vor Ort, sondern online stattfinden, als separate Weiterbildungskurse anzubieten. Diese können distanzunabhängig besucht werden.
Weiterführende Informationen sind unter folgender Web-Adresse resp. QR-Code abrufbar.
https://www.zhaw.ch/de/lsfm/weiterbildung/detail/kurs/cas-detergents-cosmetics