Positionspapier zur Definition von Bio- und Naturkosmetik

M. Neumeier, R.A. Brunke

Seit es Menschen gibt, gibt es auch Eitelkeit und Sorge um das Wohlergehen und so ist es leicht erklärbar, dass der MenschSeit es Menschen gibt, gibt es auch Eitelkeit und Sorge um das Wohlergehen und so ist es leicht erklärbar, dass der Menschauch immer auf der Suche nach Mitteln war, die das Aussehen verbessern und die Haut in gutem Zustand erhalten.Da in den frühen Zeiten der Menschheit nur die Natur als Quelle von Rohstoffen, Präparationen und Mitteln jeder Art zuVerfügung stand, hat sich der Mensch zur Pflege der Haut aus der Natur bedient. So entwickelte sich in vielen JahrtausendenErfahrung im Umgang mit Naturstoffen und deren Anwendung zur Verschönerung und Pflege der Haut. Die resultierendenMittel waren nicht nur Bestandteile des täglichen Lebens, Berichte über alte Kulturen erwähnen auch die besondere Bedeutungkosmetischer Mittel, die nur herrschenden Schichten oder exklusiv als Totenbeigaben vorbehalten waren. So entstand mit derjahrtausendelangen Erfahrung eine Kosmetikwissenschaft in erfolgreichem Einsatz von Naturstoffen als Hautpflege-Mittel.Die Beliebtheit und damit der Bedarf an kosmetischen Mitteln stiegen stetig mit dem Anwachsen der Bevölkerung und bereitsim 19. Jahrhundert wurden kosmetische Mittel in derart großen Mengen verwendet, dass industrielle Fertigung notwendigwurde. Aus dem großem Bedarf und dem Wunsch nach gleichbleibenden Produkteigenschaften unabhängig vom Zeitpunktund Ort des Kaufs resultierten Anforderungen an Stabilität, Reproduzierbarkeit und ganzjährige Rohstoff-Verfügbarkeit, die ausnatürlichen Quellen nicht mehr zu befriedigen waren. Die aufkommende Chemie-Industrie und deren petro-chemische undsynthetische Rohstoffe waren die opportunen Lösungen für das Problem.Damit ging die Ära der reinen Naturkosmetik zu Ende. Als Markstein für den Scheideweg zwischen der heute konventionellenKosmetik und reiner Naturkosmetik mag durchaus das Patent auf die kosmetische Anwendung von Vaseline im Jahre 1872 dienen.Die Naturkosmetik erfuhr dann aber wieder eine wahrnehmbare Renaissance durch Impulse aus der anthroposophischenLebensweise und den Bewegungen der 60er Jahre.Das zuständige deutsche Ministerium entwickelte in 1993 bereits eine Definition von Naturkosmetik und arbeitete diese dann nochmals2010 weiter aus, um im Sinne des Verbraucherschutzes und der Verbraucheraufklärung Naturkosmetik-Produkte von konventionellerKosmetik unterscheidbar zu machen. Auch in Österreich entwickelte man von behördlicher Seite eine Definition, den Codex 33,der von einigen Firmen in Österreich, aber nicht darüber hinaus genutzt wird. Um die ernsten Bemühungen der Naturkosmetikfirmenum ehrliche Naturkosmetik von den konventionellen Produkten in grünen Verpackungen (Greenwashing) zu unterscheiden, schlossensich in 1997 die führenden deutschen Naturkosmetik-Firmen der Initiative eines Naturstoffchemikers zur Definition „kontrollierterNaturkosmetik“ an und arbeiteten in gemeinsamer Zielsetzung die global erste, in der Praxis angewandte Industrie-Norm für Bio- undNaturkosmetik aus. Produkte, die nach dieser Norm gefertigt waren, erhielten als Wiedererkennungszeichen die Symbole für dieRohstoffquellen der Naturkosmetik (Meereswellen und Pflanzenblätter) und dem Energiespender Sonne.Die Idee dieser Norm fand breite Anerkennung, aber die exklusive internationale Durchsetzung scheiterte und animierte nur vieleweitere Organisationen, eine Vielfalt von ähnlichen, aber jeweils in Details unterschiedlichen Bio- und Naturkosmetik-Normenund –Zeichen anzubieten. Das resultierende Durcheinander war für Verbraucher, Handel, Verbraucherschützer und Gutachternicht mehr ausreichend durchschaubar.Um realistische Verbrauchererwartungen zwecks informierter Kaufentscheidung, Kontrollen des öffentlichen Dienstes im Sinnedes Verbraucherschutzes und eine allgemein akzeptierbare Auffassung von Bio- und Naturkosmetik zu schaffen, haben dieExperten der Arbeitsgruppe Kosmetik in der GDCh die folgende Definition entwickelt. Diese Definition ist so umfassend undallgemein geschrieben, dass sie alle bestehenden Industrie-Normen in den grundlegenden Prinzipien abdeckt und zu keiner Industrie-Norm im Widerspruch steht. So entstand eine Definition, die eine Einstufung von kosmetischen Produkten als Bio- undNaturkosmetik gerechtfertigt, wenn diese den folgenden Regeln entsprechen.

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