Die Mikroplastik-Diskussion und BASF-Alternativen für Kosmetik- und Pflegeprodukte

Helmut Gümbel, Senior Manager Regulatory & Product Stewardship Personal Care und Ute Griesbach, Senior Marketing Manager Personal Care Europe bei BASF
BASF

Was ist Mikroplastik und in welchem Zusammenhang steht es mit Kosmetikprodukten? 

Als Mikroplastik bezeichnet man im Wesentlichen feste und wasserunlösliche Kunststoffteilchen, die eine starre Form behalten, wenn sie verwendet oder in die Umwelt eingebracht werden, insbesondere in Binnengewässer und ins Meer.  

Üblicherweise werden Kunststoffpartikel mit einer Partikelgröße kleiner als 5 mm als Mikroplastik bezeichnet. Die meisten Mikroplastikpartikel, die in der Umwelt nachgewiesen werden können, entstehen dadurch, dass Kunststoff-Abfall unsachgemäß entsorgt wird und dann schrittweise zerfällt. Diese werden daher als „sekundäres Mikroplastik“ bezeichnet. Weitere maßgebliche Quellen für Mikroplastik-Verunreinigungen sind der Abrieb bei Autoreifen, Schüttverluste von Kunststoffpellets in der kunststoffverarbeitenden Industrie und die Ablösung von synthetischen Fasern beim Waschen von Kleidungsstücken. Im Vergleich zu allen anderen Mikroplastikquellen trägt der Einsatz von Mikroplastikpartikeln in kosmetischen Produkten nur einen sehr geringen Anteil von weniger als 1 Prozent zur gesamten Mikroplastik-Verunreinigung in der Umwelt bei.

Wie sehen die rechtlichen Vorgaben in Bezug auf Mikroplastik in kosmetischen Produkten aus und was unternimmt die Industrie, um sie umzusetzen? 

Derzeit gibt es in einer Reihe von Ländern Gesetze auf nationaler Ebene, die sich hauptsächlich auf „Kunststoff-Mikrobeads“ beziehen. Diese werden zum Peeling und zum Reinigen der Haut in Rinse-off Kosmetikprodukten verwendet. Aufgrund einer freiwilligen Vereinbarung der europäischen Kosmetikindustrie sind diese Mikrobeads in Europa praktisch bereits nicht mehr zu finden und wurden durch natürliche Peelingkörper ersetzt. Auf EU-Ebene gibt es noch keine gesetzliche Regelung. Anfang dieses Jahres veröffentlichte die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) einen Vorschlag zur Beschränkung von Mikroplastik in allen Anwendungen. Die endgültige Entscheidung über diese neue EU-Beschränkung wird Ende 2020 erwartet. Der Gesetzesvorschlag der ECHA basiert auf dem rechtlichen Rahmen von REACH, obwohl in der REACH-Verordnung die Begriffe „Kunststoff“ oder „Mikroplastik“ überhaupt nicht erwähnt werden. Um eine Verbindung zur REACH-Verordnung herzustellen, verweist die von der ECHA vorgeschlagene Definition von Mikroplastikpartikeln zunächst auf den Oberbegriff „Polymer“. Dieser umfasst laut REACH eine ganze Klasse von Stoffen, unterscheidet jedoch nicht zwischen Kunststoffen auf der einen Seite, die bei Verwendung und Entsorgung ihre starre Form beibehalten, und funktionellen Polymeren auf der anderen Seite, die weder in kosmetischen Mitteln noch nach ihrer Entsorgung als feste, geformte Partikel vorliegen. Das könnte möglicherweise dazu führen, dass viele funktionelle Polymere verboten werden, die jedoch für kosmetische Effekte wie Haarfestigung und Konditionierung, die Verbesserung der sensorischen Eigenschaften oder für die 

Einstellung der Viskosität und der Textur kosmetischer Formulierungen von entscheidender Bedeutung sind. Es ist notwendig, ihre Umwelteigenschaften differenziert zu betrachten, anstatt sie alle als Mikroplastik einzustufen.

BASF engagiert sich im Rahmen der Beratungsinitiativen verschiedener Industrieverbände für substanzielle Verbesserungen des Restriktionsvorschlags der ECHA, um seine Verhältnismäßigkeit und Umsetzbarkeit zu gewährleisten. 

Wie reagieren Sie auf die Mikroplastikdiskussion und welche Herausforderungen sehen Sie? 

Mögliche negative Auswirkungen von Kosmetikinhaltsstoffen auf die Umwelt stehen zunehmend in der Diskussion. Gleichzeitig möchten Verbraucher keine Nachteile haben, wenn es um die Leistung und die sensorischen Eigenschaften von Kosmetikprodukten geht. „Frei von“-Claims werden immer beliebter und stellen Kosmetikhersteller vor die Herausforderung, biologisch abbaubare und erneuerbare Alternativen zu finden, die den traditionellen Inhaltsstoffen in nichts nachstehen. Wir streben kontinuierlich nach innovativen und nachhaltigeren Lösungen, um den Bedürfnissen umweltbewusster Verbraucher und unserer Verantwortung als einer der größten Hersteller von Kosmetikinhaltsstoffen gerecht zu werden. Deren Umwelteigenschaften sind für die Kosmetikindustrie seit über 40 Jahren relevant und wir prüfen all unsere Inhaltsstoffe sorgfältig. Es gibt jedoch noch immer eine ganze Reihe funktioneller Polymere auf dem Markt, die schlecht abbaubar, jedoch für kosmetische Produkte von wesentlicher Bedeutung sind und die nicht einfach ersetzt werden können. Viele von ihnen werden in der Kläranlage entweder durch Abbau oder Adsorption an den Klärschlamm aus dem Abwasser entfernt. Und selbst diejenigen, die nur teilweise beseitigt werden können, stellen aufgrund ihrer in der Regel geringen aquatischen Toxizität keine Gefahr für die Umwelt dar. Trotzdem forschen wir bei BASF intensiv daran, biologisch abbaubare Alternativen zu nur schwer abbaubaren funktionellen Polymeren zu entwickeln.

Welche Alternativen bieten Sie an?

Unser breites Portfolio umfasst bereits viele biologisch abbaubare Alternativen.  Letztes Jahr haben wir zwei neue Inhaltsstoffe auf den Markt gebracht, die beide auf Wachs basieren und leicht biologisch abbaubar sind. Euperlan® OP White, ein Trübungsmittel für Tensidformulierungen, kann anstelle von herkömmlichen Trübungsmitteln, die auf Styrene/Acrylates Copolymer basieren, verwendet werden. In der Formulierung ermöglicht es einen rein weißen Trübungseffekt und seine einzigartigen Eigenschaften machen es besonders geeignet für Haut- und Haarreinigungsformulierungen, die den Anforderungen von Ecolabels entsprechen. Cegesoft® Peel ist unsere leicht biologisch abbaubare Alternative zu Kunststoff-Mikrobeads. Es wird hauptsächlich aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen. Dank der runden Wachskügelchen bietet es ein sanftes und mildes Peeling mit geringerem Risiko einer mechanischen Hautreizung als bei der Nutzung scharfkantiger Peelingkörper. Cegesoft® Peel erfüllt die Anforderungen an umweltfreundliche Inhaltsstoffe für Rinse-off-Anwendungen.

Zudem bieten wir für Rinse-off-Anwendungen Conditioner-Polymere aus unserer Dehyquart® Guar-Linie an, die ein besseres Abbaubarkeitsprofil gegenüber anderen Conditioner-Polymeren aufweisen und alternativ zu Polyquarternium 10 verwendet werden können. Rheocare® XGN ist ein rein veganes Xanthan Gum und unsere natürliche Verdicker-Alternative für Rinse-off- und Leave-On-Anwendungen. 

Polymere werden unter anderem zur Sensorikverbesserung genutzt, die alternativ durch eine entsprechende Kombination von Ölkomponenten erzielt werden kann. Dafür ist unsere Palette leichter Emollients besonders geeignet. Sie wurden ursprünglich als Alternativen zu flüchtigen Silikonen entwickelt und finden Verwendung in Hautpflegeprodukten, dekorativer Kosmetik, Sonnenschutzmitteln sowie in Haarpflegeprodukten und Antitranspirantien. Unser leicht biologisch abbaubares Cetiol® Ultimate zum Beispiel ähnelt aufgrund seiner Volatilität sehr stark Cyclomethicone. Seine Leistung wurde in zahlreichen Anwendungstests nachgewiesen, einschließlich eines flüssigen Make-ups, in dem es die Farbstabilität verbessert, und eines Sonnenschutzöls, in dem es UV-Filterstabilität ermöglicht.

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