Bio-Sheabutter aus Côte d‘Ivoire: Moderne Technik und traditionelles Know-how

Interview mit Eric Nguetta
Gründer und Geschäftsführer von Bio Amandes in Côte d’Ivoire

Sheabutter ist aus dem Kosmetikbereich heute kaum noch wegzudenken. Ihr Unternehmen Bio Amandes hat sich auf die Produktion von Sheabutter spezialisiert. Was unterscheidet Ihr Produkt von anderen auf dem Markt?

Es ist richtig, Sheabutter ist ein Alleskönner in der Körperpflege. Sie ist in fast allen kosmetischen Produkten für den Körper – sei es Lippenbalsam, Duschgel oder Badecreme – sowie in Produkten für das Gesicht und das Haar enthalten. Sheabutter ist das Produkt ‚par excellence‘ für die Körperpflege.

Sheabutter von Bio Amandes überzeugt durch ihre Bio-Qualität und der kurzen und rückverfolgbaren Wertschöpfungskette. Unsere Sheanüsse stammen aus Gebieten, die aufgrund ihrer Biodiversität geschützt sind und in denen, die Wildsammlung in Hinblick auf Nachhaltigkeit überwacht wird. Sie werden direkt bei uns verarbeitet, um ein frisches Ausgangsprodukt zu erhalten. Je nach den Wünschen des Kunden wird die Butter dann bei uns weiterverarbeitet. Bei Produktion und Verarbeitung setzen wir auf moderne Technik und traditionelles Know-how in der Sheabutter-Produktion. Bio Amandes ist der einzige Bio-Produzent in Westafrika, der auch die Veredlung seiner Produkte übernimmt. Von der Sammlung der Sheafrucht bis zum Endprodukt – wir bieten alles aus einer Hand. 


Warum ist aus Ihrer Sicht die Bio-Qualität bei Sheabutter wichtig?

Die Bio-Zertifizierung garantiert dem Kunden, dass es sich um ein 100-prozentiges Naturprodukt handelt, das frei von synthetischen Pestiziden und Düngemitteln ist. Und es bestätigt, dass der Anbau unter umweltverträglichen landwirtschaftlichen Praktiken erfolgt ist. Somit möchten wir nicht nur unseren Kunden gerecht werden, sondern auch unserer heimischen Umwelt.

Sheabutter wird aus den Nüssen des Karitébaums gewonnen. Woher stammt Ihr Rohmaterial?

Sheafrüchte, die die Nüsse enthalten, stammen in der Regel aus Wildsammlung. Wir sammeln unsere Sheafrüchte in den Urwäldern der Warigué-Biodiversitätszone in der Nähe unserer Produktionsstätte in Ferkéssedougou. Das ist der Grund, wa-rum wir sehr kurze Wege haben und die Nüsse frisch verarbeiten können. 

Biodiversitätszone bedeutet, dass in diesen Gebieten jede Form der Landwirtschaft verboten ist. Die Sheafrüchte werden also nicht geerntet. Es werden ausschließlich Sheafrüchte gesammelt, die auf natürliche Weise von den Bäumen gefallen sind und weniger als drei Tage auf dem Boden gelegen haben. Wir arbeiten mit Sammlerinnen – es sind vor allem Frauen – zusammen, die in den umliegenden Gemeinden wohnen und direkten Zugang zur Warigué- Biodiversitätszone haben. In diesem Jahr haben für uns 2.830 Frauen gearbeitet.

Können Sie uns einen Einblick in die nächsten Produktionsschritte geben? Was geschieht mit den wild gesammelten Sheafrüchten?

Die Sammlerinnen der Sheafrüchte befolgen ein Verfahren, das als “good practice“ von internationalen Organisationen, wie USAID, der Global Shea Alliance und FIRCA (Fonds Interprofessionnel pour la Recherche et le Conseil Agricoles) anerkannt ist. Dieses Verfahren umfasst qualitätswahrende Praktiken für das Sammeln sowie für Kochen, Trocknen, Schälen und Lagern der Sheanüsse. Die so gewonnenen Fruchtkerne werden von den Sammlerinnen an Bio Amandes verkauft. 

Unser Herstellungsverfahren gliedert sich dann in zwei Schritte: Im ersten Schritt wird die rohe Sheabutter aus den Nüssen gewonnen. Das ist ein mechanischer Prozess, der zunächst die Zerkleinerung der Nüsse in einer Mühle und dann das Auspressen umfasst. Im zweiten Schritt wird die Sheabutter geschmolzen und gefiltert. Wir verarbeiten sowohl unsere maschinell gewonnene Sheabutter als auch nach traditionellen handwerklichen Verfahren hergestellte Sheabutter. Um unser Volumen zu vergrößern, kaufen wir die traditionell hergestellte Butter von ausgewählten Frauenkooperativen hinzu. So entsteht das Rohprodukt Sheabutter, das auch in dieser rohen Form verwendet werden kann oder auf Wunsch in unserer Fabrik weiterverarbeitet werden kann. 

Durch das Raffinieren können wir die Farbe und die Textur der Sheabutter verfeinern. Manche Kunden bevorzugen eine Butter mit einer glatteren Textur, um die Absorption zu erleichtern, andere bevorzugen eine weißere Farbe, um die Reinheit zu betonen usw. Je nach Kundenwunsch übernehmen wir das Raffinieren und Desodorieren. Dazu wird die Sheabutter in unserer Raffinerieanlage unter bestimmten Parametern im Vakuum erhitzt. So erhalten wir die Butter, die den Qualitätsanforderungen des Kunden entspricht.

Sie nutzen auch Sheabutter, die nach traditionellen handwerklichen Verfahren hergestellt wurde. Warum?

Die Kombination von sowohl maschinell als auch handwerklich gewonnener Sheabutter ermöglicht es uns, auf Nachfragen schnell reagieren zu können. Zudem wollen wir ein zuverlässiger Partner der Frauenkooperativen sein. Dazu gehört, dass wir die von Landfrauen handwerklich hergestellte Sheabutter regelmäßig abnehmen.

Auf welche Qualitätskriterien achten Sie bei der Produktion?

Unsere Sheabutter muss den internationalen Qualitätsstandards entsprechen und frei von Verunreinigungen sein. Das hat bei uns höchste Priorität. Unsere Raffinerie trägt dazu bei, diese Qualitätskriterien zu erfüllen und gleichzeitig die in den HACCP-Richtlinien (Hazard Analysis Critical Control Point) festgelegten Regeln für Hygiene und gute Praxis einzuhalten. Um unseren Kunden weitere Gewissheit zu geben, haben wir den Prozess zur HACCP-Zertifizierung eingeleitet und erwarten, dass wir diese im nächsten Jahr erhalten werden. 

Zudem legen wir Wert auf die Einhaltung der Biostandards. Wir sind nach dem Biosiegel der EU und der USA zertifiziert. Und wir sind nach dem Fair for Life Standard für soziales und faires Handeln zertifiziert. Wir planen die Fair for Life-Zertifizierung auf eine größere Anzahl von Dörfern auszuweiten, um mehr Frauen in die Lage zu versetzen, ihre Sheanüsse zu einem guten Preis verkaufen zu können.

Welche Bedeutung spielt der internationale Handel für Bio Amandes?

100 Prozent unserer Produktion geht heute bereits nach Europa. Daher sind auch die internationalen Qualitätsstandards unser Maßstab. In den nächsten Jahren wollen wir unsere Produktionskapazität erhöhen und unsere Geschäftsbeziehungen nach Europa ausbauen. Hierbei unterstützt uns das Import Promotion Desk (IPD), eine Initiative des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Das IPD hat uns zum Beispiel auf der Fachmesse Biofach mit interessierten Einkäufern vernetzt und wir konnten sehr zufriedenstellende Geschäftsabschlüsse erzielen. Ein Importeur aus Deutschland hat uns bereits hier in Ferkéssedougou besucht und wir arbeiten nun langfristig zusammen. Ein anderes Unternehmen hat uns zudem mit seiner technischen Expertise unterstützt. Die Kontakte des IPD, der Direkthandel und der persönliche Austausch mit unseren europäischen Partnern bringen uns weiter. Wir freuen uns darauf, den internationalen Handel weiter auszubauen.

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

Wir planen uns zu vergrößern. Wir wollen aber nicht nur die Produktionskapazität erhöhen, sondern auch die Abfälle aus der Sheabutter-Produktion recyclen. So können die Schalen der Sheanuss zu Holzkohle verarbeitet und Fettsäuren, die beim Raffinierungsprozess entstehen, bei der Seifenherstellung genutzt werden. Für diese beiden Recyclingprodukte wollen wir neue Produktionslinien entwickeln – das ist unsere Vision für die Zukunft.


https://www.bio-amandes.com/en/

https://www.importpromotiondesk.de/

 

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